Erste Auswertung der SC-Fan-Umfrage zeigt: Nur ein Drittel der befragten SC-Fans befürworten die aktuellen Geisterspiel-Pläne der DFL

22/04/2020

Am heutigen Donnerstag den 23.04.2020 entscheiden die Vereinsverantwortlichen innerhalb der DFL über die Fortsetzung der Saison. In die Entscheidung werden keine Fans mit einbezogen, die Vereine zeigten auch wenig bis keine ernsten Bemühungen die Stimmen der Fans einzuholen.
Mit den aktuellen Plänen der DFL für Geisterspiele wird ein kranker und kaputter Fußball am Leben gehalten. Ein Fußball, der sich sehr weit von der Basis – seinen Fans und Mitgliedern – entfernt hat. Dies zeigt auch unsere Umfrage, an welcher gut 900 SC-Fans teilnahmen.

Wir werden Geisterspiele sicherlich nicht still und leise akzeptieren, wie sich das die Clubbosse wünschen. Wir werden sie weiter kritisieren und weiterhin unmittelbar konkrete Maßnahmen zur Änderung des System Fußballs fordern.
Wenn alles so weitergeht wie bisher und der Fußball weiter kaputt gemacht wird – und davon gehen wir aus – stehen uns sehr ungemütliche Zeiten bevor.

Kurz-Zusammenfassung der Ergebnisse

Erste Auswertung der Umfrage zur Wahrnehmung der aktuellen Situation im Fußball durch die Fans des SC Freiburg

Im Folgenden stellen wir euch eine erste Auswertung der Ergebnisse unserer Umfrage zur Verfügung. Wir haben die Auswertung in mehrere Schritte eingeteilt:

Heute bekommt Ihr einen Überblick über die Antworten zur bundesweiten Situation. Im nächsten Schritt stellen wir Euch die Auswertung zu den Fragen rund um den Sport-Club Freiburg sowie die vollständige Auswertung der gesamten Umfrage zur Verfügung und werden uns mit den vielen wichtigen Hinweisen, die die Umfrage auch zur Freiburger Fanszene und dem Sport-Club Freiburg e. V. beinhaltet, auseinandersetzen und diese innerhalb der Fanszene und mit dem Verein diskutieren.

Vorgehen bei der Umfrage

Via E-Mail und auf persönliche Anfragen wurden organisierte Fans (Mitglieder von Ultragruppen, Fangruppen und -clubs, der SCFR und der FG) aufgefordert, zwischen dem 17.04. und 20.04.20 an einer Umfrage teilzunehmen, die von uns, Corrillo Ultras, erstellt und durchgeführt worden ist. Der Link zur Umfrage hatte sich auch schnell über Soziale Medien verbreitet und war dort in geschlossenen Gruppen zugänglich.

Wer hat an der Umfrage teilgenommen?

Insgesamt wurde der Fragebogen 893 Mal vollständig ausgefüllt. Allein diese Zahl zeigt: Das Interesse an solchen Befragungen ist sehr hoch! Dies spiegelte sich auch in den freien Texteingaben wieder: Die von uns befragten SC Fans wünschen sich zukünftig mehr solcher Umfragen, um ihr Meinungsbild und ihre Positionen abzufragen.

Das Altersspektrum der Befragten reicht von Jugendlichen bis zum Rentenalter und hat den höchsten Ausschlag in der Altersgruppe der 26- bis 35jährigen. Etwas über 80% der Teilnehmenden gab an, sich dem männlichen Geschlecht zuzuordnen – knapp 20% dem weiblichen und unter 1 % divers.

55% der Befragten gaben an Teil der organisierten Fanszene zu sein
Die weitere Verteilung (Mehrfachnennungen möglich): Knapp 70% sind Mitglied beim Sport-Club Freiburg e.V., 8,5 % sind Mitglied im Förderverein der Freiburger Fußballschule, 13,7% Teil einer Ultragruppe, 21,5% Mitglied in einem Fanclub, 26,3 % in der Fangemeinschaft und 12,9% der Befragten sind Mitglied in der Supporters Crew Freiburg. In keiner aktiven Fanorganisation befinden sich 45% der teilnehmenden Fans.

Knapp 60% besitzen aktuell eine Dauerkarte, die meisten hiervon seit 5 Jahren oder länger. Etwas mehr als die Hälfte der Befragten besuchen ein bis fünf Auswärtsspiele pro Saison, im Dreisamstadion finden sich 76,5% auf der Nord wieder, die restlichen Befragten verteilen sich über das gesamte Stadion.

Die Umfrage bildet ein breites Spektrum von Fans ab die unregelmäßig Spiel besuchen bis hin zu Allesfahrern.

Die Umfrage zeigt auch, dass aktive Fans (hohe Anzahl an Spielbesuchen) durchschnittlich kritische und unzufriedenere Antworten abgegeben haben.

Wahrnehmung der aktuellen Situation im Fußball

Die einleitende Frage, wie wichtig der Fußball im Moment für die Befragten ist, wurde sehr breit beantwortet: 10,6% ist er überhaupt nicht wichtig, 25,3 % nicht wichtig, 29,5% legen sich nicht fest, für 22,7 % ist er wichtig und für 11,9 % sehr wichtig.

Natürlich hat uns besonders die Frage interessiert, wie die befragten Fans in Freiburg zur Fortsetzung der Saison stehen. Hierfür haben wir verschiedene abgestufte Fragen gestellt: 1.) Fortsetzung der Saison unabhängig von anderen Öffnungen, 2.) Fortsetzung der Saison, wenn mind. Schulen und Kindergärten wieder geöffnet sind, 3.) Fortsetzung der Saison erst dann, wenn wieder Publikum zugelassen ist. Die Fragen waren positiv formuliert.

Fortsetzung der Saison:

 1.) unabhängig2.) KiGa/Schulen3.) Publikum
Stimme nicht zu59 %43 %41 %
Nicht festgelegt16 %26 %16 %
Stimme zu25 %31 %43 %

Gerundete und zusammengefasste Angaben in Prozent.

Es zeigt sich ein heterogenes Bild zu dieser Frage. Für eine erste Schlussfolgerung müssen noch weitere Fragen berücksichtig werden.

Wir haben weiter gefragt, inwieweit die Befragten den gängigen Argumentationen in der aktuellen Situation zustimmen.

Dem Argument mit der Fortsetzung der Saison fehlende TV-Einnahmen zu generieren, stimmten 53,3 % nicht zu, 19 % legten sich nicht fest und 27,7 % stimmten zu.

Dem Argument, dass die Verbände Kredite aufnehmen müssen, sodass eine Unterbrechung der Saison möglich ist, bis wieder Publikum zugelassen ist, stimmten 42 % nicht zu, 24,1 % legten sich nicht fest und 33,9 % stimmten zu.

Damit zeigt sich, dass zwar etwas mehr als die Hälfte dem Argument der fehlenden TV-Einnahmen nicht zustimmen können, gleichwohl aber auch etwas über 40% auch nicht wollen, dass Kredite für eine längere Unterbrechung der Saison aufgenommen werden.

Die Zustimmungswerte zur Fortsetzung der Saison ohne Publikum erhöhen sich, wenn der Fußball tatsächlich eine positive Veränderung seines Systems auf den Weg bringt. Hier stimmen weiterhin 11 % der Fortsetzung einer Saison nicht zu, 16,4 % legen sich nicht fest und 72,7 % stimmen zu.

Damit zeigt sich, dass Entscheidungen über eine Fortsetzung der Saison stark von den Rahmenbedingungen und einer entschlossenen Veränderungsbereitschaft der Fußballvereine und -verbände abhängig sind.

Wünsche und Anforderungen an den Umgang mit der aktuellen Situation

Sollte es tatsächlich zu Spielen ohne Publikum kommen, stimmen 68,9% der Befragten zu, dass eine freie Übertragung im Fernsehen notwendig ist, 17,6 % legen sich nicht fest und 12,6 % stimmen nicht zu.

74% der Befragten sind der Meinung, dass es eine gemeinsame Lösung für die 1., 2. und 3. Liga geben muss, 11,3 % legen sich nicht fest, 14,8% stimmen dem nicht zu.

Noch 55,5 % der Befragten sind der Meinung, dass die Profiligen nicht unabhängig von den unteren Ligen handeln dürfen, 19,5 % legen sich nicht fest, 25% stimmen dem nicht zu.

73,5% der Befragten fordern zudem eine höhere Transparenz bezüglich der finanziellen Situation der Proficlubs ein, um die aktuelle Situation tatsächlich bewerten zu können. 16,3 % legen sich nicht fest, 10.2 % brauchen keine höhere Transparenz.

82,2 % sprechen sich dafür aus, dass die Krise Veränderungen zu Gunsten von Fans und kleinen Vereinen mit sich bringen muss, 12 % legen sich nicht fest, 5,9 % stimmen dem nicht zu.

Damit können wir festhalten: Eine potenzielle, zähneknirschende Akzeptanz zur Fortsetzung der Saison ist in hohem Maße vom Einbezug der gesellschaftlichen Rahmenbedingungen und einer umfangreichen Veränderung des Systems Fußball abhängig. Es gibt keine eindeutigen Mehrheiten für eine Fortsetzung der Saison ohne Publikum, aber auch keine für eine Unterbrechung der Saison in Verbindung mit der Aufnahme von Krediten.

Wenn es zu Spielen ohne Publikum kommen sollte, soll der Profifußball als Ganzes in den Blick genommen werden, es braucht eine höhere Transparenz über die finanzielle Situation der Proficlubs und in jedem Fall muss die Krise Veränderungen zu Gunsten der Fans und kleineren Vereine mit sich bringen.

Wahrnehmung des „Systems Fußball“

84,2 % der Befragten stimmen der Aussage zu, dass der Fußball das Rad längst überdreht hat und sich immer mehr von der Basis entfernt hat. 11,3 % legen sich nicht fest, 4,5% stimmen dem nicht zu.

Gleichwohl stimmen 50,5 % der Aussage zu, dass Fußball-Fans sich damit abfinden müssen, dass Fußball ein Geschäft ist, 24,2 % legen sich nicht fest, und 25,2% stimmen dem nicht zu.

Zu den Fragen der Arbeit der Verbände:

  • Nur 13 % nehmen die Arbeit der DFL als gelungene Vertretung der Vereine wahr, 28 % legen sich nicht fest, 59% nehmen die DFL nicht als gelungene Vertretung wahr.
  • Bezogen auf den DFB geben nur noch 5,3 % an, den Verband als gelungene Vertretung der 3. Liga wahrzunehmen, 27,3 % legen sich nicht fest, 67,5 % nehmen den DFB nicht als gelungene Vertretung der 3. Liga wahr.
  • Den DFB als Vertretung des gesamten Fußballs nehmen nur 8,3 % als gelungene Vertretung wahr, 24 % legen sich nicht fest, 67,7 % nehmen den DFB nicht als gelungene Vertretung des gesamten Fußballs wahr. 

Ersichtlich schneiden die Verbände in unserer Umfrage äußerst schlecht ab. Die von uns Befragten sind mehrheitlich der Meinung, dass der Fußball das Rad überdreht hat und sich immer mehr von der Basis entfernt hat. Und bestätigt damit die notwendigen Veränderungen im Fußball.

Welche Veränderungen braucht es im Fußball?

Im Fragebogen haben wir den Teilnehmenden sowohl Antwortmöglichkeiten angeboten, als auch ein Freitextfeld zur Verfügung gestellt.

77,4 % der Befragten fänden die Einführung von Gehaltsobergrenzen im Fußball wichtig, 14 % legen sich nicht fest, für 8,6 % sind Gehaltsobergrenzen nicht wichtig.

77,3 % der Befragten fänden eine eigene Regelung zu Financial Fairplay in Deutschland wichtig, 12,8 % legen sich nicht fest, 9,9 % finden eine eigene Regelung nicht wichtig.

Die konsequente Anwendung der bestehenden europäischen Regelung hingegeben fänden 91,6 % der Befragten wichtig, 6,8 % legen sich nicht fest, für 1,6 % wäre das unwichtig.

In den offenen Nennungen wurden zudem folgende Aspekte genannt:

  • Die Einführung eines Salary-Cap-Modells/von Gehaltsobergrenzen (x38)
  • Forderung konsequenter Strafen von Verstößen gegen Financial Fairplay Regelungen und Belohnung für die Einhaltung (x25)
  • Die Festlegung einheitlicher Regeln für Transfers und Transfermarkt (x14)
  • Die Begrenzung und gerechte Verteilung von TV-Geldern (x12)
  • Eine konsequente Anwendung und Stärkung der 50+1-Regel (x11)
  • Erhöhung der Transparenz, um Korruption zu vermeiden und bessere Kontrolle zu ermöglichen (x8)
  • Die Adaption von Regularien aus dem US-Sport (x7)
  • Notwendige Besinnung auf „wahre“ Werte des Fußballs wie gesellschaftliche Verantwortung und Fans (x6)
  • Regulierungen, dass Ausgaben die Einnahmen nur in einem festgelegten Rahmen übersteigen dürfen (x6)
  • Die Einführung von Regeln für Spielerberater (x5)
  • Eine Fokussierung der nationalen Ligen vor dem europäischen Wettbewerb (x4)

Es zeigt sich: Die konsequente Anwendung der bestehenden Regelungen von Financial Fairplay findet sehr hohe Zustimmungswerte, hoch sind die Zustimmungswerte für eine eigene Regelung zu Financial Fairplay in den nationalen Ligen und der Einführung von Gehaltsobergrenzen. Darüber hinaus wird u. a. von mehreren die Einführung eines Salary-Cap-Modells vorgeschlagen, eine Verbesserung der Umsetzung der Financial Fairplay Regelungen, die Regulierung des Transfermarkts, eine Begrenzung und gerechtere Verteilung von TV-Geldern und eine konsequente Anwendung sowie Stärkung der bestehenden 50+1-Regel.

Wahrnehmung der Möglichkeiten zur bundesweiten Mitbestimmung

Mit einem Wert von 91,5 % geben die von uns Befragten klar an, dass sie im Fußball mitbestimmen wollen, nur 8,5 % der Befragten möchten nicht mitbestimmen. 82% der Befragten finden es wichtig, dass sich Fans im Dialog mit den Verbänden befinden, wobei nur 29,9 % der Befragten angeben, über eine Gruppe, einen Fanclub oder einen fanbezogenen Verein direkt oder indirekt auf bundesweiter Ebene vertreten zu sein.

In den offenen Nennungen wurden folgende Vorschläge zur Verbesserung der Mitbestimmung genannt:

  • Dialog zwischen Fans und Verband fördern und verbessern (x23)
  • Vertretung von Fanvertreter*innen in den Gremien von DFB und DFL (x8)
  • Einführung einer Zuständigkeit/eines Postens innerhalb der Präsidien der Verbände, der für Fans und Faninteressen zuständig ist (x5)
  • Schaffung und Erhöhung der Transparenz (x3)

Es zeigt sich: Fußballfans wollen auch bundesweit den Fußball mitgestalten. Obwohl weniger als ein Drittel Teil einer bundesweiten Fanvertretung sind, wird der Dialog mit zwischen Verbänden und Fans für wichtig erachtet. Fans sollen in die Verbandsstrukturen mehr eingebunden werden.

Positionierung zur 50+1-Regel

92,4 % der Befragten ist die 50+1-Regel sehr wichtig – sie muss aus ihrer Sicht unbedingt bleiben. Für 5,8 % spielt sie keine Rolle, 1,8 % stehen für eine Abschaffung der 50+1-Regel.

Es zeigt sich: Die 50+1-Regel darf zu keiner Zeit zur Debatte stehen.

Wir danken allen SC-Fans die sich an der Umfrage beteiligt haben.
Lang lebe der Sport-Club Freiburg e.V.!