FIFA abschaffen – Rassismus weiter bekämpfen

05/10/2016
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CRL-Spruchband beim Spiel gegen Eintracht Frankfurt am vergangenen Wochenende

Man konnte sich in der Mitte dieser Woche schon verwundert die Augen reiben: „FIFA löst Task Force gegen Rassismus auf“, war in der Nachrichten zu lesen. Hatte ich etwas verpasst? Waren die Erfolge in den letzten Jahren im Kampf gegen den Rassismus im Fußball tatsächlich so groß, dass eine Arbeitsgruppe innerhalb der FIFA überflüssig geworden ist? Wir erleben gerade nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa oder in den Staaten einen Rechtsruck, wie es ihn seit langer Zeit nicht mehr gegeben hat. Offen diskriminierende oder rassistische Äußerungen, seien sie von Politikern oder Bürgern, sind wieder salonfähig geworden. Mit der Einstellung der Task Force setzt die FIFA somit ein falsches und auch gefährliches Signal.

Wieder einmal spielt vor allem mangelnde Transparenz und schlechte Kommunikation seitens der FIFA eine Rolle. So seien laut FIFA-Generalsekretärin Fatma Samoura die Ziele der Arbeitsgruppe erfüllt worden. Worin diese Ziele allerdings bestanden, erläuterte sie nicht. Auch sind auf der Homepage der FIFA keinerlei Hintergründe über die Task Force einzusehen.

So verbleibt ein ungutes Gefühl. Denn klar ist, dass Rassismus im Fußball nach wie vor ein aktuelles Thema ist. Gerade Russland, Gastgeberland der Weltmeisterschaft 2018, hat ein ernsthaftes Rassismus-Problem. Das FARE-Network („Football against racism in europe“) zählte in der vergangenen Saison 92 diskriminierende Vorfälle im Zusammenhang mit russischen Fußballspielen. Das sind mehr als in den beiden Saisons zuvor (zusammen 83 registrierte Vorfälle).
Und auch in deutschen Fankurven war in den vergangenen Jahren ein Erstarken rechter Strukturen zu beobachten. Geschichten aus Aachen, Bremen oder Braunschweig, wo linksorientierte Ultragruppierungen bedroht und auch körperlich angegangen wurden, sind keine Einzelfälle. Selbst der Pay-TV Sender „Sky“ widmete diesem Thema zuletzt eine einstündige Reportage.

Und was macht die FIFA? Im Artikel drei ihrer Statuten steht unmissverständlich: „Jegliche Diskriminierung eines Landes, einer Einzelperson oder von Personengruppen aufgrund von ethnischer Herkunft, Geschlecht, Sprache, Religion, Politik oder aus einem anderen Grund ist unter Androhung der Suspension und des Ausschlusses verboten“. Doch auf diese Worte folgen eben keine Taten. Gerade Russland hätte in Bezug auf die Ausrichtung der WM eine klare Ansage der FIFA erhalten müssen. Doch dies geschah nicht.

Vermutlich wird sich das auch in Zukunft nicht ändern. Weiterhin wird sich die FIFA durch „No to racism“-Werbespots vor den Spielen reinwaschen und nach außen als couragierter Verband darstellen. Zu befürchten ist, dass sich nun genau jene Personen in ihrem Verhalten bestätigt fühlen, die durch solche Kampagnen sowieso nie erreicht werden. Ob Affenlaute oder homophobe Beleidigungen, scheinbar nicht schlimm genug um sich weiterhin intensiv bei der FIFA damit zu beschäftigen.

Deshalb ist es umso wichtiger, auch in Zukunft klar Stellung gegen solche Leute zu beziehen. Haltet eure Augen offen und hört nicht weg, denn auch im Dreisamstadion gibt es immer wieder irgendwelche IQ-Zwetschgen, die es lustig finden, beispielsweise den Schiri als „Schwuchtel“, oder alternativ auch mal als „Homo“, zu bezeichnen oder ihren eigenen Hinterwaldkollegen als „Zigeuner“ zu besingen. Ja, wahrscheinlich haben die Leute einfach eine Sparlampe in ihrem Hinterstübchen, trotzdem ist weder witzig noch halb so schlimm. Jeder Zuschauer sollte sich selbst in der Pflicht sehen und seinen Beitrag dazu leisten, dass Rassismus und Diskriminierung in seinem Stadionumfeld im Keim erstickt.