Fußball für alle – Sexisten den Kampf ansagen

09/03/2025

Man sollte meinen, dass im Jahr 2025 auch die Letzten verstanden haben, dass Sexismus, ebenso wie jede andere Form von Diskriminierung, beim Fußball und anderswo nichts verloren hat. Die Realität sieht leider immer noch anders aus.

Sexistische Scheiße bei SC-Spielen

Rund ein Drittel der Sport-Club-Fans, die ins Stadion gehen, sind Frauen. 
Das bedeutet auch: Rund ein Drittel der Sport-Club-Fans kann nicht ins Stadion gehen, ohne regelmäßig auf der Tribüne oder dem Hin- und Rückweg negative Erfahrungen aufgrund ihres Geschlechtes zu machen. Denn Sexismus ist in Form von verbalen und körperlichen Übergriffen im Stadion nach wie vor an der Tagesordnung.
Während Männer größtenteils ungestört ihr Stadionerlebnis genießen, müssen wir dringend über die Realität von Frauen in unserem Stadion sprechen:

Immer wieder werden uns ungewollt Kommentare reingedrückt – etwa abwertende Bemerkungen über unser Aussehen oder unsere bloße Anwesenheit im Stadion.
Von subtilen Kommentaren bis offensichtlich sexistischen Sprüchen ist alles dabei. Zwei Beispiele:

  • Für eine Frau hast du aber Ahnung von Fußball.“ Diese Art von Kommentar ist zwar nicht so offensichtlich sexistisch wie direkte Beleidigungen oder Übergriffe, aber alles andere als unproblematisch. Mit der Aussage wird impliziert, dass Frauen typischerweise weniger Ahnung von Fußball haben. So wird die Frau trotz ihres Wissens auf ihre Geschlechterrolle reduziert – als ob ihre Kompetenz aufgrund ihres Geschlechts besonders hervorzuheben sei.
  • Beim Spendensammeln für Choreos: „Wenn du mir deine Titten zeigst, bekommst du den Becher.“ 

Um das Ganze in einer lesbaren Länge zu halten, begnügen wir uns mit zwei Beispielen – auch wenn viele von uns damit ein ganzes Buch füllen könnten.

Für viele Stadiongänger scheint es außerdem immer noch das normalste der Welt zu sein, den Schiedsrichter, gegnerische Spieler oder Fans als „Fotze“ zu beleidigen. Zur Erklärung: Mit dieser Beleidigung soll die Männlichkeit des Angesprochenen in Frage gestellt werden. Indem der Begriff auf ein weibliches Körperteil anspielt, wird die betroffene Person dabei symbolisch mit etwas ‚Schwachem‘ oder ‚Unterlegenem‘ in Verbindung gebracht – eine Haltung, die aus der sexistischen Vorstellung kommt, dass Frauen weniger wert sind.

Leider bleibt es nicht bei verbalen Problemen: Auch körperliche Belästigungen, wie ungewünschte Berührungen beim Verlassen der Tribüne, beim Torjubel, auf dem Weg zur Toilette oder in der Schlange am Bierstand sind für viele Frauen nach wie vor ein fester Bestandteil des Stadionerlebnisses.

Dass wir selten über diese Erfahrungen berichten oder sie zur Anzeige bringen, liegt daran, dass wir früh lernen, sie wegzustecken, zu ignorieren oder gar wegzulächeln. Häufig, weil das Gegenüber uns körperlich überlegen ist, sein Verhalten abstreiten wird und wir nicht davon ausgehen können, dass uns geglaubt wird.  Ein weiterer Grund ist, dass die meisten Frauen sich schlicht daran gewöhnt haben, dass übergriffige Kommentare und Handlungen als Frau zum Stadionbesuch eben dazugehören.

Gemeinsam gegen Sexismus 

Was könnt ihr machen? Redet darüber! Geht dazwischen, wenn zum Beispiel eine Frau beim Torjubel ungefragt so angefasst wird, dass sie sich unwohl fühlt (und nicht nur wenn ihr zwischen die Beine gefasst wird), oder ein dummer Witz auf Kosten ihres Geschlechts gemacht wird. Nichts ist in solchen Situationen wichtiger als unsere gegenseitige Solidarität.
Wenn ihr etwas mitbekommt, sprecht die betroffene Person an und fragt nach, ob sie Unterstützung braucht und wie ihr ihr helfen könnt. Gerade in solchen Momenten ist es entscheidend, dass wir zusammenhalten und uns füreinander einsetzen.

Darüber hinaus sollten wir alle unser eigenes Verhalten hinterfragen (vor allem ihr Männer!) und uns bewusst machen, welche Auswirkungen auch unbewusste Handlungen haben können. Sprecht mit den Frauen in euren Freundesgruppen über das Thema, wenn sie dazu bereit sind, und hört hin, wenn sie ihre Erfahrungen teilen möchten. Zeigt euch sensibel, wenn sie ihre Erlebnisse mit euch teilen.
Übermäßiger Alkoholkonsum ist keine Entschuldigung für Fehlverhalten und Übergriffe. Wenn ihr wisst oder merkt, dass ihr euch nicht unter Kontrolle habt, wenn ihr Alkohol trinkt, dann lasst es! 

Lasst uns gemeinsam ein respektvolles und sicheres Umfeld schaffen, in dem alle – unabhängig vom Geschlecht – ihre Leidenschaft für den Fußball ausleben können.

Fußball für alle – Sexisten den Kampf ansagen!

Corrillo Ultras, 8. März 2025