Zum ersten Spiel im neuen Jahr ist der Rekordmeister zu Gast an der Dreisam. Der FC Bayern, genauer gesagt die FC Bayern München AG, ist das Nonplusultra in der Bundesliga. Die jährliche Meisterschaft und auch das Halbfinale der Champions League sind zum Mindestanspruch geworden.
Mit dem sportlichen Erfolg und rund 620 Millionen Euro Jahresumsatz ist die FC Bayern München AG eindeutiger Marktführer im deutschen Fußball, das Aushängeschild der Liga und auch in Europa einer der größten 5 Clubs.
Doch es ist bekanntlich nicht alles Gold, was glänzt. Deshalb wollen wir Euch vor diesem Spiel eine kritische Betrachtung der Rolle des FCB im Fußball liefern:
Die FC Bayern München AG – eine Gefahr für den Fußball. Einfach nur großer Quatsch? Anhänger eines kleinen Vereins, der wohl nie die Meisterschaft gewinnen wird, die einfach Mal ihren Frust am großen FC Bayern auslassen wollen?
Die Bayern – Ein uneinholbarer „Global Super Club“
Werfen wir doch mal einen Blick in den aktuellen Jahresbericht der UEFA: Neun Top-Clubs in Europa sind laut dem Bericht zu mächtig. Der einzige deutsche Club unter ihnen: die FC Bayern München AG.
Diese Clubs sind so wohlhabend, dass es laut der UEFA für andere Clubs keine realistische Chance gibt, sie finanziell einzuholen. Und die Kluft zwischen den ‚Global Super Clubs‘, wie sie die UEFA nennt, und den anderen Vereinen in Europa geht immer weiter auseinander.
Ein paar Beispiele:
- Die Einnahmen der ‚Global Super Clubs‘ wuchsen in den letzten 6 Jahren um 148%. Die der anderen Vereine in Europa um nur 17%.
- Die Sponsoring-Einnahmen steigen im Schnitt um 5%, die der 15 Größten allerdings um mehr als 75%. Das bedeutet zusätzliche 100 Millionen für jeden ‚Global Super Club‘. Der Zuwachs bei den restlichen Vereinen beträgt im Schnitt nur 1 Millionen Euro.
Wie ist das möglich? Fußballvereine, wie der Sport-Club Freiburg, generieren ihre Marketing- und Sponsoreneinnahmen mit Trikotwerbung und (kleineren) nationalen und lokalen Sponsorendeals. Die ‚Global Super Clubs‘ schaffen es eine große, weltweite und wachsende Anhängerschaft zu Geld zu machen – ermöglicht durch polarisierende Stars, Reisen ins Ausland und ständiger Präsenz in der Champions League.
Profiteur Bayern München
Und mitten dabei: der FC Bayern München mit einer ausgegliederten Fußballabteilung an der Adidas, Audi und die Allianz jeweils 8,33% der Anteile halten. Auch wenn der FC Bayern seinen Anhängern zusagt nicht mehr als 49% seiner Anteile zu verkaufen, gibt es von Präsident Uli Hoeneß eine klare Haltung zur 50+1 Regel: „Ich bin total für die Abschaffung der 50+1-Regel.“
Brauchen wir wirklich einen Fußball, der von noch mehr Investoren gelenkt wird? Oder halten wir es mit Christian Streich der sagt: „Der Verein gehört den Menschen und Mitgliedern, die sich mit ihm identifizieren“?
Der Trend geht auch beim Global Super Club Bayern München nur in eine Richtung: Allein im letzten Jahr konnte er die Sponsoreneinnahmen um 49% steigern. Und damit nicht genug: Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenige hat sich als Vorsitzender der Europäischen Clubvereinigung ECA stark für die Champions League-Reform eingesetzt. Das Ergebnis: Die FC Bayern München AG rechnet zukünftig mit einem Anstieg der Einnahmen durch die Champions League um 70%. „Die Schere geht immer weiter auseinander“, äußerte sich Fritz Keller zu dieser Reform vollkommen richtig. Am Ende geht es immer um noch mehr Geld, das letztendlich auch durchgereicht wird: An Spieler, Berater, Funktionäre & Aktionäre. Es bietet keinen Mehrwert für die Menschen, die sich für Verein & Sport begeistern. Wann werden dieser Entwicklung endlich Grenzen gesetzt?
Die Internationalisierung ist für Bayern München laut eigenen Angaben alternativlos. Vor einigen Jahren gründete der Club ein Büro in New York; mit der Gründung der FC Bayern Munich Shanghai Co. Ltd. im letzten Jahr will er die Präsenz in Asien ausbauen. Für dieses Jahr ist dann auch schon eine Asientour geplant. Jörg Wacker, Vorstand des FCB, hat ein klares Ziel formuliert: Die Marke FC Bayern München soll im Ausland 365 Tage im Jahr sichtbar sein.
Ist es das, worum es einem deutschen Fußballverein gehen sollte oder hat sich der FCB von dem Model eines reinen Fußballclubs schon lange entfernt?
In erster Linie ist man ein Fußballclub! Das zumindest haben die Funktionäre in den letzten Tagen wieder vermehrt betont, als ihr Wintertrainingslager in Katar aufgrund der Menschenrechtslage zum wiederholten Male zu Recht in der Kritik stand. Auch nach der erhöhten Aufmerksamkeit durch die zweifelhafte WM-Vergabe der FIFA hat sich die Situation für Arbeitnehmer in Katar wenig gebessert. Mittlerweile ist es als Arbeitgeber sogar legal, ausländischen Arbeitern die Pässe zu entziehen. Wer das Land verlassen will, muss nach Erlaubnis fragen. Leben in miserablen Unterkünften, geringere Bezahlung als versprochen; das ist in Katar nach wie vor an der Tagesordnung.
Auf laute Kritik der Bayern wartet die Öffentlichkeit auch in diesem Jahr vergebens. Trainiert wurde auf dem Gelände der Aspire Academy, bei deren Errichtung es laut Amnesty zu zahlreichen Fällen von Zwangsarbeit oder Ausbeutung gekommen sein soll. Vor einem Jahr wurde erst ein neuer Sponsorenvertrag mit dem Flughafen in Doha abgeschlossen. Der Wert der Partnerschaft scheint wohl wichtiger als der Wert der sozialen Verantwortung zu sein, mit denen sich die Bayern auf ihrer Homepage brüsten. „Gerade die Erfolgreichen müssen den Schwächeren helfen“, wird Uli Hoeneß dort zitiert. Mit der Ernsthaftigkeit hält er es wohl wie mit dem Steuern zahlen.
Wenn es darum geht Verantwortung zu übernehmen die über den Sport hinausgeht, wird darauf verwiesen, nur ein Fußballclub zu sein. Ansonsten agiert die FC Bayern München AG, wie eine Aktiengesellschaft nun mal agiert: das Ziel heißt Wachstum & Gewinnmaximierung.
Der falsche Weg für die Bundesliga
Was für eine Rolle spielt der FC Bayern nun in der Bundesliga? Als Marktführer gibt er die Trends & Richtung vor. Wer in der Bundesliga mithalten will, muss den Weg des Wachstums mitgehen. Es ist die Dynamik des Wettbewerbs – jeder will nur mithalten. Ein verzweifeltes Hinterherlaufen hinter einem uneinholbaren FCB. Doch der Fußball muss aufpassen, dass er dabei nicht über das Ziel hinausschießt und seine Seele verliert.
Football Leaks hat aufgedeckt, wie schmutzig es in Teilen des Fußballgeschäftes zugeht. Diese Entwicklung gilt es nicht nur aufzuhalten, sie muss zurückgedreht werden. Doch es ist nicht einfach, den Weg des FC Bayern nicht mitzugehen. Wer sich dagegen entscheidet, verzichtet in der Regel auch auf zusätzliches Geld, was wiederum einen Wettbewerbsnachteil bedeutet.
Wir brauchen daher endlich mehr Diskussionen über Grenzen des Wachstums im Fußball; Diskussionen über die Rolle, den Zweck und die Verantwortung von Profivereinen. Zeit auch für den Sport-Club Freiburg, aktiv zu werden und diese Diskussionen anzustoßen.
Januar 2017 – Corrillo Ultras