50+1 ausnahmslos umsetzen!

16/06/2025

Jetzt ist es soweit! Das Bundeskartellamt hat die 50+1-Regel erneut geprüft und bescheinigt der Deutschen Fußball Liga wie erwartet Versagen. Das Ergebnis fordert nun die konsequente Umsetzung von 50+1, alles andere ist für uns nicht verhandelbar.

Für uns stellt 50+1 eine wesentliche Besonderheit des deutschen Fußballs dar, die es unbedingt und mit allen Mitteln zu schützen gilt. Für jedermann sichtbare Fehlentwicklungen in zahlreichen europäischen Ligen sind nicht hinnehmbar und auch dank 50+1 bisher in Teilen am deutschen Fußball vorbeigegangen. Dass nun die Strukturen, nicht nur der Werksclubs Leverkusen und Wolfsburg, sondern auch von Hannover und Rasenballsport zum Problem werden, zeigt mit welcher Dilettanz bei der DFL durch die Verantwortlichen gehandelt wurde. So agieren Opportunisten, denen das Kapital näher ist als ihr Auftrag und der Fussball.

Die DFL, die Vereine und ihre Funktionäre müssen jetzt Farbe bekennen. Die betroffenen Vereine müssen kurzfristig ihre Gesellschaftsform und Organisation im Sinne der 50+1-Regel anpassen oder aus dem organisierten Fußball ausscheiden.

Unsere Erwartungshaltung ist klar: 50+1 konsequent anwenden und erhalten!

Fanszenen Deutschland im Juni 2025

Spruchbänder: SC Freiburg e.V. – TSG 1899 Hoffenheim Fußball-Spielbetriebs GmbH

29/04/2025

Hoffenheim. Ein unbedeutendes Kaff, das vermutlich  niemand von uns kennen würde, wäre da nicht eins der größten Probleme des Profifußballs: Finanzdoping.
Einzelpersonen, Unternehmen oder Staaten möchten nicht nach den Regeln des Sports spielen. Nicht sportliche Leistung und eine nachhaltige Vereinsentwicklung sollen über den Erfolg entscheiden, Erfolg wird sich erkauft. Genau das hat Dietmar Hopp mit Hoffenheim getan und das ist auch der Grund, warum wir das letzte Heimspiel gegen diesen Verein überhaupt bestreiten mussten.
Noch immer fehlt es im deutschen Fußball und erst recht auf internationaler Ebene an strengen Regularien, um unsere klare Forderung zu erfüllen: Finanzdoping stoppen!


Seit dem Herbst letzten Jahres stellen sich Fangruppen und Vereine (!) des Nordostdeutschen Fußballverband gegen die vebandsrechliche Bestrafung des Einsatzes von nicht missbräuchlich (gezielter Einsatz gegen Personen oder Wurf auf das Spielfeld) verwendeter Pyrotechnik (www.verbandsstrafen-abschaffen.de).
Die aktuellen Bestrafungen verursachen zunehmend wirtschaftliche Probleme für die betroffenen Vereine, insbesondere in der 3. und 4. Liga. Gleichzeitig ignorieren die Verbände in ihrer Praxis das wachsende Sicherheitsempfinden beim Einsatz von Pyrotechnik sowie die ausbleibenden Verletztenzahlen. Auch haben die in den letzten Jahren stetig verschärften Strafen nicht zu einer Verringerung des Einsatzes von Pyrotechnik geführt. Das Gegenteil ist der Fall – als atmosphärisches Stilmittel und kontrolliert gezündet findet Pyrotechnik immer häufiger den Weg in die Kurven.
Gemeinsam mit den Synthesia Ultras und einer großen Anzahl weiterer Fanszenen aller Ligen haben wir daher bundesweit eine grundlegende Neuausrichtung im Umgang mit Pyrotechnik gefordert: Verbandsstrafen abschaffen!

Spruchbänder: SC Freiburg e.V. – Borussia Dortmund GmbH & Co. KGaA

18/04/2025

In die nicht endende Kommerzialisierung des Fußballs reiht sich nun auch die neu reformierte Klub-WM der Männer ein. Das neue Turnierformat, das diesen Sommer seine Premiere feiert (während der Frauen-EM – WTF?), findet von jetzt an alle vier Jahre statt. 32 Teams spielen im gleichen Format wie bei der WM der Nationalmannschaften. Insgesamt eine Milliarde US-Dollar sind als Preisgeld ausgelobt, wovon bis zu 126 Millionen auf das Konto des Siegers wandern.
Spätestens wenn es ums Geld geht, fangen bekanntlich die Probleme an: Die Spitzenteams der jeweiligen nationalen Ligen (bei uns Bayern und Dortmund), die ohnehin schon über große Einnahmen verfügen, bekommen noch mehr. Die Lücke zu den restlichen Mannschaften wächst weiter und der Wettbewerb in den Ligen wird noch ungleicher. Deswegen ist es auch nicht verwunderlich, dass sich die in der ECA (European Club Association) organisierten „Top-Clubs“ und deren Vorstandsmitglied Aki Watzke die Hände reiben.
Äußerst pikant ist auch die Frage der Finanzierung. Woher kommt denn die ganze Kohle? DAZN soll der FIFA für die Übertragung der Spiele eine Milliarde bezahlt haben. Lustigerweise die gleiche Summe, mit der Saudi-Arabiens Staatsfonds zuvor Anteile an DAZN gekauft hatte. Kurz bevor das Problem der Finanzierung geklärt war, wurde die WM 2034 nach Saudi-Arabien vergeben. Wahrscheinlich alles nur Zufall…
Profitieren werden also nur Spitzenteams, Funktionäre und Verbände wie die FIFA und die ECA. Deshalb gab es beim Spiel gegen Watzkes BVB die klare Botschaft: Gegen eure Klub-WM! Watzke & ECA: Fuck off!


Bei der Drittliga-Partie zwischen dem SC Verl und Rot-Weiss Essen unterliefen der Schiedsrichterin Fabienne Michel (derzeit die einzige Frau, die Spiele in den Männer-Profiligen pfeift) einige Fehler. Ärgerlich, aber menschlich – genauso wie die oftmals folgenden Unmutsbekundungen aus der Kurve. Doch statt der üblichen Pfiffe und mehr oder weniger freundlichen Kommentaren zur Schirientscheidung, folgten aus dem RWE-Block sexistische Gesänge der untersten Schublade, die so ekelhaft sind, dass wir sie an dieser Stelle nicht zitieren wollen. Vielleicht lest ihr hierüber gerade zum ersten Mal, denn ein großer Aufschrei blieb aus. Weil es scheinbar normal ist, Frauen im Fußball aufgrund ihres Geschlechts auf ekligste Weise herabzuwürdigen. Weil es unendlich viele Vorfälle gibt. Weil zu viele Menschen diesen Zustand akzeptieren. Wir sagen daher deutlich: Maul auf GEGEN Sexismus! Solidarität mit Schiedsrichterinnen!

Kein Vergeben, kein Vergessen – Spendensammlung

16/04/2025

Anlässlich des Gedenktags für die Opfer des Nationalsozialismus und der Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz am 27. Januar haben wir während des Heimspiels gegen den FC Bayern München eine kämpferische Choreografie zum Gedenken und zur Mahnung durchgeführt. Begleitet wurde das Ganze von einer Spendensammlung in Form von Becher- sowie Bargeldspenden. Nach Abzug der Choreokosten bleibt ein Betrag von 6592,98 Euro, den wir zu je einem Drittel an folgende Organisationen spenden werden:

KZ-Gedenkstätte Vulkan im Kinzigtal
An der Stelle des durch die Nationalsozialist*innen 1944 in einem Bergwerkstollen errichteten Lagers „Vulkan“ in Haslach erinnert eine ehrenamtlich aufgebaute Gedenkstätte an die unmenschlichen Zustände, unter denen die Häftlinge dort Schwerstarbeit verrichten mussten und in vielen Fällen starben.

Blaues Haus in Breisach
Das Blaue Haus war ab 1829 im Besitz der Jüdischen Gemeinde und wurde 1941 durch die Nationalsozialist*innen an die Gugel-Werke Freiburg, eine Werkstätte für Militärprodukte, zwangsverkauft. Seit 2003 befindet sich im Blauen Haus eine Gedenk- und Bildungsstätte zur Geschichte des jüdischen Lebens am Oberrhein.

Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BDA)
Wie kaum eine andere Organisation leistet die VVN-BDA seit Jahrzehnten kontinuierlich Erinnerungsarbeit und erinnert an die Verbrechen der Nationalsozialist*innen.

Vielen Dank an alle Menschen, die mit ihrer Spende ein Zeichen gesetzt haben.
Nutzt die anstehende Sommerpauste gerne, um das Blaue Haus in Breisach und die KZ-Gedenkstätte Vulkan zu besuchen. Seit kurzem hat in Freiburg mit dem Dokumentationszentrum Nationalsozialismus außerdem ein weiterer wertvoller Ort für die Erinnerungsarbeit geöffnet.

Alle zusammen gegen den Faschismus – im Stadion und überall!

Fußball für alle – Sexisten den Kampf ansagen

09/03/2025

Man sollte meinen, dass im Jahr 2025 auch die Letzten verstanden haben, dass Sexismus, ebenso wie jede andere Form von Diskriminierung, beim Fußball und anderswo nichts verloren hat. Die Realität sieht leider immer noch anders aus.

Sexistische Scheiße bei SC-Spielen

Rund ein Drittel der Sport-Club-Fans, die ins Stadion gehen, sind Frauen. 
Das bedeutet auch: Rund ein Drittel der Sport-Club-Fans kann nicht ins Stadion gehen, ohne regelmäßig auf der Tribüne oder dem Hin- und Rückweg negative Erfahrungen aufgrund ihres Geschlechtes zu machen. Denn Sexismus ist in Form von verbalen und körperlichen Übergriffen im Stadion nach wie vor an der Tagesordnung.
Während Männer größtenteils ungestört ihr Stadionerlebnis genießen, müssen wir dringend über die Realität von Frauen in unserem Stadion sprechen:

Immer wieder werden uns ungewollt Kommentare reingedrückt – etwa abwertende Bemerkungen über unser Aussehen oder unsere bloße Anwesenheit im Stadion.
Von subtilen Kommentaren bis offensichtlich sexistischen Sprüchen ist alles dabei. Zwei Beispiele:

  • Für eine Frau hast du aber Ahnung von Fußball.“ Diese Art von Kommentar ist zwar nicht so offensichtlich sexistisch wie direkte Beleidigungen oder Übergriffe, aber alles andere als unproblematisch. Mit der Aussage wird impliziert, dass Frauen typischerweise weniger Ahnung von Fußball haben. So wird die Frau trotz ihres Wissens auf ihre Geschlechterrolle reduziert – als ob ihre Kompetenz aufgrund ihres Geschlechts besonders hervorzuheben sei.
  • Beim Spendensammeln für Choreos: „Wenn du mir deine Titten zeigst, bekommst du den Becher.“ 

Um das Ganze in einer lesbaren Länge zu halten, begnügen wir uns mit zwei Beispielen – auch wenn viele von uns damit ein ganzes Buch füllen könnten.

Für viele Stadiongänger scheint es außerdem immer noch das normalste der Welt zu sein, den Schiedsrichter, gegnerische Spieler oder Fans als „Fotze“ zu beleidigen. Zur Erklärung: Mit dieser Beleidigung soll die Männlichkeit des Angesprochenen in Frage gestellt werden. Indem der Begriff auf ein weibliches Körperteil anspielt, wird die betroffene Person dabei symbolisch mit etwas ‚Schwachem‘ oder ‚Unterlegenem‘ in Verbindung gebracht – eine Haltung, die aus der sexistischen Vorstellung kommt, dass Frauen weniger wert sind.

Leider bleibt es nicht bei verbalen Problemen: Auch körperliche Belästigungen, wie ungewünschte Berührungen beim Verlassen der Tribüne, beim Torjubel, auf dem Weg zur Toilette oder in der Schlange am Bierstand sind für viele Frauen nach wie vor ein fester Bestandteil des Stadionerlebnisses.

Dass wir selten über diese Erfahrungen berichten oder sie zur Anzeige bringen, liegt daran, dass wir früh lernen, sie wegzustecken, zu ignorieren oder gar wegzulächeln. Häufig, weil das Gegenüber uns körperlich überlegen ist, sein Verhalten abstreiten wird und wir nicht davon ausgehen können, dass uns geglaubt wird.  Ein weiterer Grund ist, dass die meisten Frauen sich schlicht daran gewöhnt haben, dass übergriffige Kommentare und Handlungen als Frau zum Stadionbesuch eben dazugehören.

Gemeinsam gegen Sexismus 

Was könnt ihr machen? Redet darüber! Geht dazwischen, wenn zum Beispiel eine Frau beim Torjubel ungefragt so angefasst wird, dass sie sich unwohl fühlt (und nicht nur wenn ihr zwischen die Beine gefasst wird), oder ein dummer Witz auf Kosten ihres Geschlechts gemacht wird. Nichts ist in solchen Situationen wichtiger als unsere gegenseitige Solidarität.
Wenn ihr etwas mitbekommt, sprecht die betroffene Person an und fragt nach, ob sie Unterstützung braucht und wie ihr ihr helfen könnt. Gerade in solchen Momenten ist es entscheidend, dass wir zusammenhalten und uns füreinander einsetzen.

Darüber hinaus sollten wir alle unser eigenes Verhalten hinterfragen (vor allem ihr Männer!) und uns bewusst machen, welche Auswirkungen auch unbewusste Handlungen haben können. Sprecht mit den Frauen in euren Freundesgruppen über das Thema, wenn sie dazu bereit sind, und hört hin, wenn sie ihre Erfahrungen teilen möchten. Zeigt euch sensibel, wenn sie ihre Erlebnisse mit euch teilen.
Übermäßiger Alkoholkonsum ist keine Entschuldigung für Fehlverhalten und Übergriffe. Wenn ihr wisst oder merkt, dass ihr euch nicht unter Kontrolle habt, wenn ihr Alkohol trinkt, dann lasst es! 

Lasst uns gemeinsam ein respektvolles und sicheres Umfeld schaffen, in dem alle – unabhängig vom Geschlecht – ihre Leidenschaft für den Fußball ausleben können.

Fußball für alle – Sexisten den Kampf ansagen!

Corrillo Ultras, 8. März 2025

Gegen eure Willkür – Gegen Betretungsverbote

03/12/2024

Um eins vorwegzusagen: Unser Ziel ist an jedem Spieltag die lautstarke Unterstützung unseres Vereins im Stadion. Eine Entscheidung, dem Stadion fernzubleiben, treffen wir daher nie leichtfertig. Doch dieses Mal gab es etwas, das uns wichtiger war als ein einzelner Spielbesuch: die Solidarität untereinander und das entschiedene Einstehen für die Freiheit von Fußballfans. Eine Freiheit, die kontinuierlich eingeschränkt wird und ohne die eine lebendige Fankultur unmöglich wird.

Doch was war eigentlich geschehen?

Was ein Aufenthalt auf dem Weihnachtsmarkt werden sollte, endete für viele SC-Fans mit Betretungsverboten für die Innenstadt und den Stadionbereich. Ein Besuch des Heimspiels wurde für sie so unmöglich. Eine Gruppe SC-Fans wurde von der Polizei auf dem Weg durch die Stadt festgesetzt. Grund dafür war wohl, dass sich auch die Gladbach-Fans auf dem Weg in die Innenstadt befanden. Um sich in ihrer Bewegungsfreiheit nicht einschränken zu lassen, suchten einige Fans einen anderen Weg, wurden jedoch erneut von der Polizei gestellt.

Dass die Polizei daraus einen Angriffsversuch konstruiert, um ihre Maßnahmen zu rechtfertigen, ist nicht verwunderlich, entspricht jedoch schlicht nicht der Wahrheit. Dennoch erteilte die Polizei allen SC-Fans vor Ort nicht nur ein Betretungsverbot für die Innenstadt, sondern auch für den Stadionbereich.

Die bloße räumliche Nähe zweier Fangruppen, die durch Polizei und etliche Meter voneinander getrennt waren, darf nicht ausreichen, um im Anschluss zahlreiche Personen einer polizeilichen Maßnahme zu unterziehen und anschließend mit einem Betretungsverbot zu belegen.

Die Freiburger Polizei reiht sich mit ihrem Verhalten in ein bekanntes Muster gegenüber organisierten Fußballfans in Deutschland ein: Gewaltszenarien konstruieren, Maßnahmenkataloge ausschöpfen, Fans nach Hause schicken.
Spätestens mit dem Inkrafttreten des neuen Polizeigesetzes waren und sind solche Einsätze keine Überraschung.

Wir nehmen solche willkürlichen und unverhältnismäßigen Kollektivstrafen nicht hin.
Daher haben wir uns solidarisch mit den Betroffenen gezeigt und sind dem Stadion ebenfalls ferngeblieben. So schwer uns diese Entscheidung auch fiel, in dieser Situation war es für uns nicht möglich zum Alltag überzugehen.

Wir bedanken uns bei allen Fans und Fanclubs für die Solidarität und das entgegengebrachte Verständnis.

Corrillo Ultras

Stimmung gestalten, statt konsumieren!

02/11/2024

In dieser Woche hat der Sport-Club eine Meldung dazu veröffentlicht, dass die organisierte Fanszene, die im Fanbeirat vertreten ist, eine sachliche Stadionmoderation bevorzugt. Verpasst hat der SC in seiner Kommunikation darauf hinzuweisen, warum das für uns so wichtig ist. Und worum es uns im Konkreten wie im Allgemeinen tatsächlich geht.

Wir haben viel Unmut über diese Meldung wahrgenommen und nutzen die Gelegenheit nun, selbst das Wort zu ergreifen.

Vorweg: Die Meldung des SC war zu keiner Zeit mit uns abgestimmt. Und sie hat – das haben wir den Vertretern des Sport-Club auch vor Veröffentlichung mitgeteilt – nicht die Kernbotschaften des Fanbeirat-Austauschs zur Stadionmoderation widergespiegelt. Der Sport-Club hat die Meldung dennoch veröffentlicht. Und entgegen unserer Einwände den Fanbeirat als Adressat für Rückmeldungen angegeben. Dabei sind wir zu keiner Zeit der Sender der Nachricht gewesen, sondern ausschließlich der SC Freiburg.

Die Kernbotschaften und der Hintergrund zur Stadionmoderation

Wir alle stehen bei aller Unterschiedlichkeit unseres Auslebens von Fankultur für eine selbstbestimmte und selbstorganisierte Fankultur, die sich von innen heraus entwickelt und sich bei guten Rahmenbedingungen auf vielfältige Weise entfaltet. Was die Stimmung angeht, sind wir der festen Überzeugung, dass es Aufgabe von uns Fans ist, dafür zu sorgen, dass unser Stadion bebt und unsere Mannschaft mit voller Kraft nach vorne geschrien wird. Wir wollen zu keinem 08/15-Verein werden, bei dem es üblich ist, dass man von Vereinsangestellten über die Lautsprecher punktuell zu Stimmung animiert wird. Stimmung kann von niemandem künstlich hergestellt werden, sondern ist jedes Spiel erneut eine kollektive Leistung von allen Fans gemeinsam.

Diese Überzeugung hat uns in dem – aus unserer Sicht sehr guten und konstruktiven – Gespräch mit dem Stadionmoderations-Team im Fanbeirat geleitet. Deshalb wurde dort auch der Wunsch geäußert, nicht standardmäßig den Torschützen, ganz unabhängig von der Spielsituation, mehrmals auszurufen, sondern dies situativ am Spielverlauf auszurichten.

Der Wunsch nach einer sachlichen Stadionmoderation ist nicht zu verwechseln mit dem Wunsch, dass unsere Stadionsprecherin ihre Emotionen ausblenden soll, die sie genauso wie wir beim Spiel durchlebt. Natürlich dürfen sich diese Emotionen auch bei den Durchsagen bemerkbar machen. Hier einen authentischen Weg zu finden und nicht in den Bereich der Animation oder des Anheizens zu rutschen, stellt mit Sicherheit die größte Herausforderung dar. Auch wir haben in den letzten Wochen gemerkt, wie wichtig es ist, uns allen – aber vor allem Julica Goldschmidt – hier ausreichend Zeit zu geben, die richtige Balance zu finden.

Gemeinsam für fankulturelle Freiräume und ein stimmungsvolles Stadionerlebnis

Wir werden uns weiterhin mit all unseren Möglichkeiten dafür einsetzen, dass in der durchkommerzialisierten Profi-Fußballwelt nicht nur möglichst viele fankulturelle Freiräume erhalten bleiben, sondern auch (wieder) entstehen. Die Stimmung im Stadion betreffend bedeutet das z.B. ganz konkret: Die von uns initiierte Einführung der Fan-Zeit vor dem Spiel ohne Stadionmusik und Werbung vor dem Anpfiff, um sich gemeinsam einzustimmen. Den Status quo, dass wir keine Animation von außen haben. Und den ausdrücklichen Wunsch von uns Zeit nach dem Abpfiff ohne Musikbeschallung zu haben, um das Spielergebnis wirken zu lassen: Mit lauten Sprechchören und Gesängen, oder aber auch mit gemeinsamen Schweigen anlässlich einer Niederlage.

Wir sind der festen Überzeugung, dass selbstorganisierte Stimmung und eine authentische Fußballatmosphäre die Einzigartigkeit des gemeinsamen Fußball- und Stadionerlebnisses ausmacht. Wir möchten sie gemeinsam als Fans des SC Freiburg weiterentwickeln und freuen uns über alle, die sich konstruktiv in die Diskussion einbringen.

Was alle jedem Spieltag machen können: Die eigene Stimme erheben und gemeinsam für ein stimmungsvolles Mooswaldstadion sorgen- egal von welchem Platz aus im Stadion. Denn nur gemeinsam werden wir zum 12. Mann, der den Unterschied macht!

Corrillo Ultras
Immmer Wieder Freiburg
SC Freiburg Fangemeinschaft e.V.
Supporters Crew Freiburg e.V.
Synthesia Ultras 79

50+1-Regel umsetzen – Jetzt!

16/07/2024

Am heutigen Dienstag hat Deutschlands höchstes Gericht, der Bundesgerichtshof, den Rausschmiss von Martin Kind als Geschäftsführer bei Hannover 96 bestätigt. Der Vorstand des Muttervereins hatte Martin Kind im Sommer 2022 mit sofortiger Wirkung abberufen, dagegen wehrte sich dieser vor Gericht und bekam bei den regionalen Gerichten mehrfach Recht. Erst vor dem BGH hat sich der Mutterverein ganz im Sinne der 50+1-Regel, deren Beachtung und Verteidigung durch den Vorstand auf eindeutigen Mitgliederwunsch auch in der 96-Vereinssatzung verankert wurde, unternehmens- und verbandsrechtlich durchsetzen können. Zwar bleibt Martin Kind der hannoverschen Fußballwelt weiterhin als Geschäftsführer der Investorengesellschaft und der Stadiongesellschaft erhalten. Allerdings unterliegt er in dieser Rolle nach §2 Absatz 1i der DFL-Lizenzordnung ebenfalls der Geschäftsführung der Profigesellschaft, die dort die maßgebliche Kontrolle haben muss.

Das Ende der zweijährigen Gerichtsmarathons hat gezeigt, dass es manchmal mühsam sein kann, 50+1 umzusetzen, aber es funktioniert. DFB und DFL haben mit der 50+1-Regel ein wirksames Mittel geschaffen, um die Hoheit der Muttervereine gegenüber den Profigesellschaften, sofern die Profis denn ausgegliedert sind, sicherzustellen. Alle Beteiligten sind daher dazu aufgerufen, die 50+1-Regel weiter mit echtem Leben zu füllen.

Die Stimmrechtehoheit der Muttervereine ist ein Aushängeschild des deutschen Fußballs, um das uns Fans und Funktionäre im Ausland regelmäßig beneiden. Der deutsche Profifußball ist im Ausland Vorbild, nicht trotz, sondern gerade wegen der 50+1-Regel. Die direkte Einflussmöglichkeit der Muttervereine und ihrer Mitglieder erzeugt in den deutschen Fanszenen eine einzigartige Bindung, die sich ihrer Kreativität und Stimmung Woche für Woche in vollen Stadien beobachten lässt. Dieses Kulturgut gilt es zu erhalten und weiter zu festigen.

Der Bundesgerichtshof hat verdeutlicht, dass 50+1 nicht nur lebt, sondern bei konsequenter Um- und Durchsetzung auch auf gesellschaftsrechtlicher Ebene standhält. Wir fordern DFB und DFL auf, die systematische und konsistente Anwendung der 50+1-Regel jederzeit zu gewährleisten. Die Umsetzung der 50+1-Regel muss zudem lückenlos nach außen hin deutlich erkennbar sein.

Fanszenen Deutschlands im Juli 2024

Gemeinsame Stellungnahme zur Reformierung der UEFA-Wettbewerbe

12/03/2024

Für wen ist dieser Fußball noch?

Zur Saison 2024/25 tritt eine umfassende Reformierung der UEFA-Wettbewerbe in Kraft, der eine erhebliche Mehranzahl an Spielen folgt. Neben einer höheren Belastung für Spieler und Fans geht damit insbesondere eine Erhöhung der Erlöse einher, die die bisherigen Strukturen im europäischen Vereinsfußball verfestigen und die Unausgeglichenheit innerhalb der nationalen Ligen verschärfen wird. Wir fordern die Verantwortlichen dazu auf, nachhaltige Lösungen für den gesamteuropäischen Fußball zu entwickeln, um national wie international gerechte und spannende Wettbewerbe zu gewährleisten.

Fußballfans in ganz Europa!

Mit dem eigenen Verein durch Europa reisen und sich dabei mit den Besten der Besten messen – während die Teilnahme an den internationalen Wettbewerben für einige zur mehr oder minder festen Größe der eigenen Klubgeschichte gehört, stellt die einmalige Teilnahme für andere eine absolute Traumvorstellung dar. Die Magie der europäischen Wettbewerbe wird allerdings zusehends durch die UEFA sowie die European Club Association (ECA) entwertet. Mit der in der kommenden Saison anstehenden Reform der UEFA Klubwettbewerbe droht diese sogar ganz verloren zu gehen.

Die wachsende Zahl an Spielen in den Wettbewerben wird Spieler und Fans an ihre Belastungsgrenzen bringen – so haben sich zum Beispiel Fußballgrößen wie Toni Kroos und Jürgen Klopp bereits wiederholt über zu viele Spiele beschwert. Die deutlich gesteigerten Einnahmen, die durch die Reformen generiert werden sollen, haben zudem das Potenzial, die nationalen Wettbewerbe zu zerstören und einer drohenden Europäischen Super-League so doch noch den Weg zu ebnen. Gewinnt beispielsweise der FC Bayern aus Deutschland die Champions League, erwirtschaftet er schon heute TV- und Prämiengelder in Höhe von insgesamt ca. 200 Millionen Euro (davon ca. 110 Mio. Euro aus dem europäischen Wettbewerb), wohingegen der VfL Bochum, der aktuell das „Schlusslicht“ des Verteilungsschlüssels der deutschen Bundesligisten ist, nur 30 Millionen erhält. Umsätze aus Ticketeinnahmen, der Vorsprung bei Sponsoren sowie der erheblich größere Absatzmarkt des Merchandisings sind bei dieser Betrachtung dabei noch in Gänze ausgeblendet. Durch die umfassende Reform der europäischen Wettbewerbe stehen der UEFA zukünftig noch mehr Mittel zur Verfügung, die an die teilnehmenden Klubs ausgeschüttet werden können.

Auf der anderen Seite ist hingegen zu befürchten, dass die Einnahmen der nationalen Verbände perspektivisch sinken werden. Die Mittel der TV-Sender sowie Sponsoren sind endlich und wenn immer größere Anteile des verfügbaren Geldes zu immer größeren Teilen für die UEFA- Wettbewerbe aufgebraucht werden, wird den nationalen Wettbewerben zwangsläufig das Wasser abgegraben. Dieses Bild hat sich im Rahmen der Vergabe der TV-Rechte in Italien oder Frankreich bestätigt und auch im deutschsprachigen Raum ist dieser Trend womöglich zu erwarten. Bereits in den zurückliegenden Jahren haben die Einnahmen aus den europäischen Wettbewerben dafür gesorgt, dass es zu einer massiven Abwertung der nationalen Wettbewerbe gekommen ist. Mit der Folge, dass die mit den Zusatzmillionen ausgestatteten Klubs die Top-Plätze der Tabelle regelmäßig unter sich ausgemacht haben.

Paradox erscheint die Begründung der UEFA, weshalb die Reformierung der europäischen Wettbewerbe dringend erforderlich sei: Sie diene dazu, die Vorrunde aufzuwerten und der Eintönigkeit in der Gruppenphase zu begegnen. Gerade das Gegenteil ist jedoch zu erwarten. Die bisherigen Strukturen werden weiter verfestigt und den „Großen“ wird mithilfe einer „Vollkaskoversicherung“ weitere wirtschaftliche Planungssicherheit gewährt. Eine Saison, in der es Klubs wie Real Madrid oder Manchester City nicht unter die besten Fünf ihrer nationalen Ligen schaffen, ist nahezu ausgeschlossen. Um spannende nationale sowie europäische Wettbewerbe zu gewährleisten und damit genau das zu erhalten, was Milliarden von Menschen auf dem gesamten Planeten für den Fußball begeistert, müssen die eigentlichen Probleme an der Wurzel gepackt werden. Dazu gehört in erster Linie für eine gerechtere Verteilung des im System Fußball vorhandenen Geldes zu sorgen, den Missbrauch der bereits geschaffenen Strukturen (z.B. Financial Fairplay) zu verhindern und 
die Anzahl der Spiele in den Wettbewerben zu senken.

Wir werden in Zukunft weiterhin alles daransetzen, uns unser Spiel zurückzuholen.

FOOTBALL FOR MILLIONS OF FANS – NOT FOR BILLIONS OF EUROS!

1. FC Köln: Südkurve Köln
Bayer Leverkusen: Ultras Leverkusen, Nordkurve 12
Borussia Dortmund: Südtribüne Dortmund
Brøndby IF: Sydsiden Brøndby
BSC Young Boys: Ostkurve Bern
Djurgårdens IF: Ultra Caos Stockholm
F.C. København: Sektion 12
FC Basel 1893: Muttenzerkurve Basel
FC Luzern: USL
FC St. Pauli: Ultrà Sankt Pauli
FC Zürich: Zürcher Südkurve
Hannover 96: Ultraszene Hannover 96
Hertha BSC: Harlekins Berlin ’98
Linzer ASK: Landstrassler
Malmö FF: Supras Malmö
SC Freiburg: Corrillo Ultras, Synthesia Ultras 79
SK Rapid: Tornados Rapid, Ultras Rapid
VfB Stuttgart: Commando Cannstatt 1997
Werder Bremen: Wanderers Bremen

Sport-Club setzt auf repressive Abschreckung statt auf Dialog

29/02/2024

Wir trauten unseren Ohren nicht, als wir gestern darüber informiert wurden, dass der Sport-Club beim kommenden Freitagsspiel gegen den FC Bayern München den vorderen Zaun auf der Südtribüne erhöhen wird.

Die Erklärung des SC: Die Erhöhung des Zaunes soll ein „Warnsignal“ sein, sie soll der „Abschreckung“ dienen, sie soll eine Reaktion auf den Zaunübertritt seitens Mitgliedern der aktiven Fanszene darstellen, die im Rahmen des erfolgreichen Protests gegen den DFL-Investoreneinstieg kleine Spielzeugflugzeuge aufsteigen haben lassen. Diese friedliche und kreative Protestform, die auf den Erhalt und die Achtung demokratischer Strukturen abzielte, wurde darüber hinaus mit dem Zaunübertritt einiger weniger beim Pokalspiel gegen Leipzig in Verbindung gebracht – und seitens des Sport-Clubs gleichgesetzt.

SC sucht zu keiner Zeit den Dialog

Weder im Nachgang des Zaunübertritts im Rahmen des Pokalspiels, noch im Kontext des Protests wurde mit uns das Gespräch gesucht. Uns wurden auch keine potenziellen Konsequenzen in Folge dieser Handlungen aufgezeigt. Das Thema wurde auch zu keiner Zeit im offiziellen Dialoggremium des SC, dem Fanbeirat, thematisiert.
Damit fällt die Zaunerhöhung für uns vom heiteren Himmel. Sie bestraft uns und die betroffenen Menschen auf Süd, ohne dass vorab ein Dialog geführt oder wenigstens potenzielle Konsequenzen vorab aufgezeigt wurden.

Zaunerhöhung zwischen Symbolpolitik und Machtdemonstration

Die Erhöhung des Zaunes beim Bayernspiel verorten wir zwischen Symbolpolitik und Machtdemonstration. Weder sind beim Bayernspiel Proteste geplant (zur Erinnerung: der Protest war bereits erfolgreich), noch ist mit einem anderweitigen Zaunübertritt zu rechnen. Wir können uns die Maßnahme nur damit erklären, dass der SC – hier definitiv mit dem falschen Mittel – unter Beweis stellen will, dass er jederzeit in seinem Stadion bauliche Veränderungen vornehmen kann und damit der „Herr im Haus“ ist.

Maßnahme erschüttert Vertrauensverhältnis und Dialogbereitschaft

Dabei nimmt der Sport-Club billigend in Kauf, dass aufgebaute Vertrauensverhältnisse und Dialogbereitschaft erschüttert werden. Mit dieser Zaunerhöhung hat der Sport-Club eine Barriere errichtet, die weit über das Bayernspiel wirken wird. Denn die Verantwortlichen haben sich gegen den Dialog und für die Schaffung von Tatsachen und das Mittel der repressiven Abschreckung entschieden. Sie haben sich dafür entschieden, viele Menschen auf der Süd mit ihrer Maßnahme zu beeinträchtigen. Und dafür, zwei völlig unterschiedliche Situationen gleichzusetzen – ungeachtet dessen, wie diese Situationen aus der Fanszene heraus bewertet und mitgetragen wurden.

Wir sind maßlos enttäuscht über diesen Richtungswechsel und sehen uns gezwungen, nun unsererseits darauffolgende Konsequenzen zu prüfen.

Corrillo Ultras
Supporters Crew Freiburg e.V.

Abschlusserklärung zum Scheitern des Investorendeals

23/02/2024

Der 21.02.2024 wird vielen aktiven Fußballfans lange im Gedächtnis bleiben: Das DFL- Präsidium verkündete, dass der Prozess rund um den Einstieg eines Investors in eine Tochtergesellschaft der DFL nicht mehr fortgesetzt werde.

Ein knappes Jahr nachdem wir uns erstmals mit dem Thema beschäftigen mussten, scheint das Vorhaben nun bis auf Weiteres gestoppt worden zu sein. Eine Entwicklung, die wir im höchsten Maße begrüßen und die sicherlich – insbesondere in ihrer ungeahnten Dynamik – nicht zuletzt auf die akribische Arbeit der aktiven Fans zurückzuführen ist.

Deshalb ist es angebracht, jedem zu danken, der in den vergangenen Wochen und Monaten seinen Beitrag dazu geleistet hat, ein solches Ergebnis zu ermöglichen. Wir Fußballfans haben gezeigt, wie stark wir gemeinsam sein können.

Die zurückliegende Zeit hat aber ebenso unter Beweis gestellt, dass Prozesse rund um den Einstieg von Investoren schnell wieder an Fahrt aufnehmen können. Darüber hinaus wurde deutlich, dass es noch viele andere Themen, wie den Erhalt der 50+1-Regel, gibt, die den deutschen Fußball auch in Zukunft beschäftigten und unsere Aufmerksamkeit erfordern werden. Im Sinne des deutschen Fußballs gilt es daher, weiterhin wachsam und kritisch zu bleiben!

Fanszenen Deutschlands im Februar 2024

Stellungnahme Fanszenen Deutschlands

20/02/2024

Die anhaltenden Proteste der Fanszenen Deutschlands in den Stadien zeigen Wirkung. Diverse Vereine als auch das DFB-Präsidium sowie der Großteil der medialen Berichterstattung haben erkannt, dass der Weg nicht an einer erneuten Abstimmung unter den 36 Mitgliedervereinen der DFL vorbeiführt.

Leider müssen wir feststellen, dass aus Kreisen des DFL-Präsidiums wohl der Plan verfolgt wird, die Neuwahl unter anderen Bedingungen als im Dezember durchführen zu lassen. Anstatt einer 2/3-Mehrheit soll nun eine einfache Mehrheit ausreichen, um den DFL-Geschäftsführern die weiteren Verhandlungen mit CVC zu deren Einstieg in die DFL zu ermöglichen.
In aller Klarheit: Wir fordern eine offene Neuabstimmung mit einer benötigten 2/3-Mehrheit unter Einhaltung der 50+1-Regel!
Alles andere ist eine Farce und nichts weiter als eine Zuspitzung dieser handfesten Krise des Deutschen Fußballs!

Vereine, seid euch eurer Verantwortung bewusst und steht für eine offene Neuwahl unter selben Bedingungen wie im Dezember ein!

Die Fanszenen Deutschlands im Februar 2024

Und schon wieder: Nein zu Investoren in der DFL!

18/02/2024

Liebe Sport-Club Fans,

Protest kann ganz schön nerven. Auch wir würden am liebsten ungestört 90 Minuten unsere Mannschaft auf dem Rasen kicken sehen und sie von den Rängen zum Sieg schreien. Doch leider geht es im deutschen Fußball aktuell um viel mehr als nur um ein ungestörtes Fußballvergnügen an einem durchschnittlichen Sonntag.

Alle Kritikpunkte an der geplanten Investorenbeteiligung haben wir die letzten Wochen vielfach aufgeschrieben:

  • CVC als Private-Equity-Investor, der nur eine Logik kennt: Wachstum um jeden Preis
  • mögliche Gelder aus Saudi-Arabien, die in den deutschen Fußball fließen
  • Interessenkonflikte bei CVC und innerhalb von Vereinen (Grüße nach Schalke)
  • der Wunsch der DFL, die Auslandsvermarktung stark auszubauen und das Geld weiterhin sehr ungleich zu verteilen (nur drei Prozent gehen bspw. an die zweite Liga, der Rest zum Großteil an die „Top-Clubs“)
  • die fehlende Beteiligung von Vereinsmitgliedern in den Entscheidungsprozessen vor Ort
  • und vieles mehr…

Das könnt ihr alles in den anderen Stellungnahmen hier auf unserer Website nachlesen!

Doch längst geht es nicht mehr nur um die Beteiligung eines Investors und unsere inhaltliche Ablehnung der Pläne. Bei der Abstimmung im Dezember ist die Mehrheit offensichtlich nur durch einen Bruch der 50+1-Regel in Hannover zustande gekommen. Während die DFL 50+1 als „Rote Linie“ ausruft, tritt sie die Regel selbst mit Füßen. Bei einer so grundlegenden Entscheidung wie der Beteiligung eines Investors über 20 Jahre, darf es keine Zweifel an der demokratischen Entscheidung geben.

Wenn wir akzeptieren, dass 50+1 offensichtlich gebrochen wird, ist die Regel das Papier nicht wert, auf dem sie steht. Dann läuft der Fußball Gefahr zum Spielball von reichen Einzelpersonen, Unternehmen oder Staaten zu werden. Dies gilt es mit aller Kraft zu verhindern. Die ersten Vereine haben das erkannt und setzen sich für eine erneute und dieses Mal transparente Abstimmung ein, doch andere Teile der DFL versuchen die Proteste immer noch auszusitzen.

Wir haben daher auch dieses Wochenende wieder gegen die Beteiligung eines Investors und die unsäglichen Vorgänge rund um die Abstimmung protestiert. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass dieser Protest für die DFL schmerzhaft sein muss, um ernst genommen zu werden.

Dabei ist es selbstverständlich niemals unsere Absicht in spielentscheidende Situationen einzugreifen. Diese lassen sich jedoch manchmal genauso wenig vorhersehen wie der Zeitpunkt, ab dem der Schiedsrichter das Spiel tatsächlich unterbricht.

Lasst uns auch die nächsten Spiele gemeinsam lautstark zeigen, dass wir einen Bruch der 50+1-Regel nicht akzeptieren, damit wir alle bald wieder einfach 90 Minuten den Sport-Club nach vorne schreien können.

Nein zu Investoren in der DFL! Fußball den Fans!

Stellungnahme zum DFL-Statement vom 08.02.2024

09/02/2024

Am gestrigen Donnerstag veröffentlichte die deutsche Fußball Liga ein Statement mit dem Titel „Viele Chancen für die Clubs, keine Nachteile für die Fans“. Fangen wir hier zunächst mit dem Positiven an: Offensichtlich zeigen die Proteste Wirkung. Offenbar sah sich die Geschäftsführung genötigt, nach wochenlangem Schweigen dem Protest mit einer Stellungnahme den Wind aus den Segeln zu nehmen. Ordentlich dazu beigetragen haben mit Sicherheit die öffentlichen Forderungen einiger Clubvertreter nach einer weiteren Abstimmung. Die selbstherrliche Stellungnahme der DFL bietet dementsprechend auf unserer Seite mehr Grund zum Kopfschütteln, als dass sie zur Beruhigung beitragen würde. Einige konkrete Aussagen wollen wir im Folgenden aufgreifen, schließlich beweisen diese doch in welcher verkehrten Welt die Treiber hinter dem Deal umhergeistern.

„Mitsprache durch Fans und Mitglieder in den Vereinen gehören wesentlich zum deutschen Fußball“
Immerhin eine überraschend positive Aussage, die das Mitspracherecht der Fans als wichtiges Gut des deutschen Fußballs preist. Überraschend deswegen, da vor allem der Prozess rund um die Abstimmung zum Investoreneinstieg mal wieder gezeigt hat, wie wichtig der DFL die Meinungen der Fans und Mitglieder sind. Fakt ist, dass bei der Entscheidung hinsichtlich des Deals Meinungen der Fans ignoriert und bis zu den massiven Protesten der vergangenen Wochen auch nicht beachtet wurden. Dabei hätte bereits nach den unübersehbaren Einwänden unsererseits im vergangenen Mai klar sein sollen, dass die Anhängerschaften einer Finanzierung durch Private-Equity-Investoren äußerst kritisch gegenüberstehen. Umso bezeichnender, dass die Einladung an Fanorganisationen auch erst Monate nach der illegitimen Abstimmung und den daraus resultierenden massiven Protesten erfolgte. Ein Gespräch auf Augenhöhe, bei dem die Möglichkeit zu Kompromissen besteht, sieht definitiv anders aus.

„Der deutsche Weg: 50+1“
Was zu Beginn nur eine Vermutung darstellte, ist mittlerweile ein offenes Geheimnis. Durch die „Ja“- Stimme von Martin Kind als Vertreter von Hannover 96 wurde klar entgegen der 50+1-Regel gehandelt. Sollte der DFL also, wie in ihrem Statement betont, der vermeintliche „deutsche Weg“ wichtig sein, führt kein Weg an einer transparenten Neuabstimmung vorbei. Die Stimme von Hannover 96 muss hierbei gemäß der Weisung des Muttervereins Hannover 96 e.V. von vornherein als „Nein“ gewertet werden. Leider ist das Bekenntnis zu 50+1 nur noch eine leere Worthülse, ausgehöhlt von Sonderregelungen und dem fehlenden Willen der DFL ihrer Wächterfunktion über die Einhaltung der Vorgaben nachzukommen. Das einzig existente „Horrorszenario“ findet wohl aktuell in der Zentrale der DFL statt: Eine juristische Überprüfung der Legitimation der Abstimmung zum Investoreneinstieg vom 11.12.2023!

„Es gibt keinen Einfluss eines Vermarktungspartners auf den sportlichen Wettbewerb, Anstoßzeiten oder Spielorte“
Immerhin findet sich hier eine inhaltliche Vertiefung der vielzitierten „roten Linien“, die der Öffentlichkeit bisher recht schwammig verkündet wurden. Leider wird ein Teil der Realität bewusst verdreht. „Nachhaltig wirtschaftende Clubs“ sind wohl eher eine Wunschvorstellung – das Drängen einiger auf Investitionen Externer verdeutlicht schon recht eindeutig, in welcher finanziellen Schieflage sich viele der Vereine befinden. Rote Linien zählen erst dann etwas, wenn diese dauerhaft und glaubwürdig umgesetzt werden können. Weder wird einer der nun handelnden Protagonisten den Prozess über die nächsten zwanzig Jahre begleiten, noch wird der mögliche Investor langfristig einer ausbleibenden Profitschöpfung tatenlos zusehen. Immerhin geht es sowohl Blackstone wie auch CVC um reine Gewinnmaximierung, nicht um den Erhalt des basisorientierten Profifußballs in Deutschland. Zum jetzigen Zeitpunkt wird bewusst vermieden über eine mögliche Aufsplittung der Spieltage zu sprechen, doch wird gekonnt außen vorgelassen, dass eine indirekte Einflussnahme zur Erwirtschaftung von beidseitig profitabler Gewinnerwirtschaftung die Vereine auf lange Sicht zu eben genau diesem Handeln zwingen wird. In Vorbereitung auf die Rechtevergabe ab der Saison 2025/2026 wurde nicht umsonst eine Steigerung der fanunfreundlichen Anstoßzeit am Sonntagabend um 19:30 Uhr, unter dem Deckmantel der Ausweitung der internationalen Clubwettbewerbe beschlossen. Ein Blick nach Frankreich sollte reichen, um die Möglichkeiten der indirekten Einflussnahme, übrigens ebenso durch den Investor CVC, zu verdeutlichen – selbst die dortigen Antikorruptionsbehörden ermitteln inzwischen wegen der Modalitäten rund um den Einstieg. Dem schnellen Drang nach mehr Geld folgt oft die Notwendigkeit, mehr Veränderung zu wagen. Diese Veränderungen werden uns Stadiongänger wie so oft am härtesten treffen.

„Die DFL sieht eine falsche Kommerzialisierung“
Was reflektiert und zunächst beschwichtigend klingt, ist nicht mehr als heiße Luft. Während man die Kommerzialisierungsspirale auf dem Rücken der Mitglieder der Vereine nahezu überdreht, wird von einer einheitlichen europäischen Kaderkostenobergrenze geschwafelt. Blanker Hohn, sollte man doch hier zunächst vor der eigenen Haustür kehren. Die Annahme, man könne in den anderen europäischen Topligen das Rad zurückdrehen, ist an Absurdität kaum noch zu überbieten. Wer „auf eine gesunde wirtschaftliche Weiterentwicklung setzt“, sollte zunächst den Wettbewerb in den eigenen Ligen fair gestalten. Dazu finden sich wiederholt keine nachvollziehbaren Ansätze, was im Umkehrschluss erneut die Frage offenlässt, wie relevant die Wünsche der Basis für die DFL und insbesondere deren Präsidium sind.

Die thematisierten Aussagen lassen uns wiederholt mit einem düsteren Gefühl in die Zukunft blicken. Eine ehrliche Aufarbeitung rund um die illegitime Abstimmung im vergangenen Dezember ist wiederholt verpasst worden. Stattdessen wird versucht das Bündnis der deutschen Fanszenen durch die Einladung zur Teilnahme an einer reinen Scheindebatte zum Schweigen zu bringen. Unsere Forderung nach einer transparenten Neuabstimmung ist seit Wochen bekannt, nicht einmal eine Erwähnung war das der PR-Abteilung der DFL wert. Ein klares Zeichen an uns, wenn auch nett formuliert – ein Gesprächsansatz auf Augenhöhe scheint seitens der Verantwortungsträger nicht erwünscht zu sein.

Seid euch bewusst: Die deutschen Fanszenen haben einen langen Atem! Eure leeren Worte werden unseren Widerstand gegen euer Vorhaben nicht brechen! Wir sehen uns am Wochenende in den Stadien der Republik!

Die Fanszenen Deutschlands im Februar 2024