Polizeibericht 21.09.2019 zur Begegnung SC Freiburg vs. FC Augsburg

22/09/2019

Paradebeispiel: Wie die Polizei in Freiburg mit der Ultraszene umgeht – Auf Konfrontation aus
Beim vergangenen Heimspiel gegen den FC Augsburg kam es auf und hinter der Nordtribüne zu einem Vorfall, der exemplarisch zeigt, wie die Polizei in Freiburg rund um Fußballspiele mit aktiven Fans umgeht und welches Ziel sie verfolgt:
Die Freiburger Polizei sucht die Konfrontation.
Im Raum steht eine Anzeige wegen Beleidigung. Da hierzu offenbar noch ermittelt wird, können und wollen wir an dieser Stelle nicht ins Detail gehen. Dass die Polizei deshalb ermittelt ist ihr Job, daran können wir nichts aussetzen. Doch die Art und Weise, wie ermittelt wird, kritisieren wir aufs Schärfste. Im Folgenden beschreiben wir den Vorgang. Außerdem legen wir dar, wie man die Situation ruhig und angemessen hätte lösen können und welche Folgen Polizeieinsätze wie diese mit sich bringen.

Was war passiert?
Kurz nach Öffnung des Stadions, also gegen 13:40 Uhr, positionierten sich mehrere Polizeikräfte der Beweissicherungs- und Festnahmeeinheiten (kurz: BFE) im Eingangsbereich. Für diejenigen, die nichts mit der BFE anfangen können, man kann sagen: Die BFE ist zuständig fürs Grobe.
Die BFE positionierte sich also an mehreren Stellen im Eingangsbereich (wohlgemerkt im Inneren des Stadions) und beobachtete den Einlass und die Drehkreuze. Der Verdächtigte Fan ahnte nicht, dass es die BFE auf ihn abgesehen hatte. Er stellte sich zunächst an die Wurstbude, wie man es als Fan eben so macht. Doch dort wurde er dann von hinten gepackt, abgeführt und aus dem Stadion gebracht. Auf Nachfrage nach dem Grund für dieses Vorgehen wurde dem Verdächtigten mitgeteilt, dass er das schon noch erfahre. 
Nochmal: Es geht um eine Anzeige wegen Beleidigung. Es ist weder sicher, ob tatsächlich eine Beleidigung vorliegt, noch ist sicher, dass der Verdächtigte daran beteiligt war. Trotzdem wird der Verdächtigte in einem Stadion – wo ihn Freunde, Lehrer oder Arbeitgeber sehen können – von Polizisten in voller Montur wie ein Schwerverbrecher abgeführt. Und das alles, um lediglich seine Personalien festzustellen. 
An dieser Stelle sei auch gesagt, dass der Verdächtigte noch minderjährig ist. Die BFE führt also einen Minderjährigen, der sich nicht zur Wehr setzt und von dem keinerlei Gefahr ausgeht, vor allen Leuten ab und bringt ihn auf die Stadionwache, um seine Personalien aufzunehmen. Warum der minderjährige Verdächtigte dort auch seine Hose öffnen musste und die Polizei nicht nur den Bund der Unterhose abtastete, sondern auch in den Genitalbereich blickte, ist für uns absolut unverständlich. Dass im weiteren Verlauf ein Polizist mit einer Tüte Popcorn den Raum betrat setzt dem ganzen die Krone auf. 

Wie man entspannt ermitteln könnte– wenn man nicht die Polizei Freiburg wäre
Rund um die Spiele des Sport-Club Freiburg sind mittlerweile ein gutes Dutzend sogenannte Szenekundige Beamte (kurz SKB) im Einsatz. Das sind Polizisten, die am Spieltag in zivil gekleidet die aktive Fan- und Ultraszene beobachten. Außerhalb der Spieltage besteht ihr Job darin, sich Kenntnisse über die Ultras in Freiburg anzueignen. Auch sind es meistens die SKB, die ermitteln, wenn etwas vorfällt. 
Um also die Personalien des minderjährigen Verdächtigten festzustellen, hätte es völlig ausgereicht, wenn ein SKB den Verdächtigten auf dem Weg zum Stadion oder im Bereich der Einlasskontrolle angesprochen hätte. Der SKB hätte sagen können, dass eine Anzeige wegen Beleidigung vorliegt und man in diesem Zuge gerne seine Personalien feststellen würde. Sollte er sich weigern, würden die freundlichen Kollegen der BFE übernehmen. Das wäre ein ruhiges, angemessenes und vor allem menschliches Vorgehen gewesen.
Stattdessen wählte die Polizei Freiburg – wie so oft in der Vergangenheit – den anderen Weg. Einen Weg, der einschüchtern und bloßstellen soll. Der die Konfrontation sucht. Denn für die Freiburger Polizei wäre es ein Geschenk des Himmels, wenn in so einer Situation womöglich Ultras ihrem Freund zur Hilfe eilen (Gefangenenbefreiung) oder in der Aufregung womöglich sogar die Polizei angreifen. Es wäre die perfekte Legitimation für ihr Vorgehen.

Die Folgen
Was macht so ein Vorfall mit einem Minderjährigen? Immer wieder kommen von Seiten der Polizei oder aus der Politik ganz generell Aussagen wie, die Polizei werde angefeindet, nicht Ernst genommen, der Umgang verrohe.
Und ja, das stimmt vermutlich auch. Aber ehrlich gesagt, was soll ein Minderjähriger denn über die Polizei denken, wenn er nichtsahnend, wegen einer angeblichen Beleidigung (die Wochen zuvor stattgefunden haben soll), im Stadion und damit in aller Öffentlichkeit wie ein Schwerverbrecher abgeführt wird und sich dann auch noch erniedrigen lassen muss (Stichwort: Unterhose). 
Wer kann es einem jungen Menschen dann Übel nehmen, wenn er in Zukunft keine differenzierte Haltung gegenüber der Polizei einnehmen kann?